
MPC-Fonds droht Insolvenz, Anlegern Totalverlust
Mit geschlossenen Schiffs- und Immobilienfonds der MPC und anderen kleineren deutschen Emissionshäusern haben tausende Anleger Geld verloren. Das Problematische an den Produkten: Die Ausschüttungen waren keine Zinszahlungen, sondern lediglich Rückzahlungen des Kapitals. Dieses kann von den Fonds-Organisatoren zurückgefordert werden. Bei einigen Fonds sind die Anleger bereits mit solchen Rückforderungen konfrontiert.
So auch beim MPC-Fonds Holland 54, den 1.400 Österreicher gezeichnet haben. Der Fonds besteht aus drei Bürogebäuden in Holland. Aus dem größten ist im Vorjahr der langjährige Hauptmieter, die Gemeinde Rotterdam, ausgezogen. Daraufhin haben die Banken die Finanzierung eingestellt und verlangen nun den Verkauf der Gebäude. Deren Wert ist jedoch drastisch gesunken: Die drei Gebäude wurden um 60 Millionen Euro gekauft, die Summe war zur Hälfte kreditfinanziert. Jetzt sollen die Immobilien nur noch 13 Millionen wert sein. Werden die Gebäude verkauft, bekommen den Erlös die Banken. Den Rest wollen sich die Geldhäuser von den Anlegern holen. Außerdem sollen die Anleger ihr bereits ausgeschüttetes Kapital (16 von 31 Millionen Euro) zurückzahlen. Die Banken wären hier zu einen Nachlass von 30 Prozent bereit.
VKI fordert 50 Prozent Nachlass
Dem VKI ist das jedoch nicht genug. Die Konsumentenschützer fordern einen Nachlass von 50 Prozent von dem Bankenkonsortium unter Federfühung der deutschen Aareal Bank und üben harsche Kritik an MPC. MPC hatte die Anleger (eigentlich: Komanditisten) in der Karwoche aufgefordert einem Abwicklungskonzept zuzustimmen, das den Verkauf der Fonds-Immobilien und die Rückzahlung von 70 Prozent der Ausschüttungen vorsieht. Andernfalls werde Insolvenz angemeldet.

Die von der MPC-Treuhandgesellschaft TVP versandte Beschlussvorlage sei unannehmbar, weil den Anlegern der Inhalt des Abwicklungskonzept nicht offengelegt worden sei. Sie hätten also die Katze im Sack kaufen müssen, kritisiert VKI-Rechtschef Peter Kolba. "Die TVP hat ihre Beschlussvorlage außerdem trickreich in einem einzigen Punkt zusammengefasst: Verkauf der Immobilien, Rückzahlung von 70 Prozent der Ausschüttungen und Auflösung der Gesellschaft. Der Verkauf der Immobilien ist jedenfalls sinnvoll, die Rückzahlung von erhaltenen Ausschüttungen trefflich umstreitbar. Durch die Gestaltung des Beschlusses wurde eine differenzierte Antwort unmöglich gemacht", so der Konsumentenschützer.
Kritik an Abwicklungskonzept von MPC
Der VKI geht daher von einem Scheitern der Beschlussfassung aus. In diesem Fall will der VKI gemeinsam mit den österreichischen Raiffeisenbanken an die ausländischen Gläubigerbanken herantreten. Die Konsumentenschützer wollen eine Insolvenz und jahrelange Rechtsstreitigkeiten vermeiden. "Wenn die Banken wirtschaftlich entscheiden, dann sind auch für sie Verhandlungen und eine Einigung mit den Anlegern sinnvoller als eine Fälligstellung der Forderungen", so Kolba. Im Insolvenzfall würde der Masseverwalter die Immobilien zu einem schlechteren Preis losbekommen als wenn sie frei verkauft würden, argumentiert der VKI-Experte.Sollten die Gläubigerbanken auf die 50-Prozent-Forderung einsteigen, würden der VKI sowie die österreichischen Raiffeisenbanken den Anlegern die Zustimmung zu einem neuen Gesellschafterbeschluss empfehlen.
In Österreich haben vor der Finanzkrise rund 17.000 Anleger 70 verschiedene Fonds der Firma MPC gekauft. Fast alle großen heimischen Banken haben die Produkte als relativ sichere Anlage vertrieben, die meisten haben sich mit dem VKI auf Vergleiche geeinigt. Der VKI geht seit längerem an mehrerlei juristischen Fronten gegen die MPC-Gruppe vor. Rund 2.500 Anleger mit einem mutmaßlichen Schaden von 170 Mio. Euro haben sich an den Verein gewandt.
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Erstellt am 20.04.2016.