Möbeltransporte: Billige Angebote, hohe Rechnungen
Aktionsangebot
Eva N. fand auf der Homepage von "willhaben.at" nicht nur einen preiswerten, so gut wie neuen Kleiderschrank, sondern auch einen Link zur Wiener Firma "umzugs-profi" und einem sensationellen Angebot: "Aktion! Zwei Möbelpacker plus LKW statt 25 Euro nur um 20 Euro pro Stunde. 2 Männer plus 25 Kubikmeter LKW plus Montage plus Versicherung plus Verpacken. Möchten Sie sorgenfrei umziehen? Wir machen es Ihnen möglich!"
Telefonisch Auftrag erteilt
Frau N. rief beim "umzugs-profi" an, erklärte, dass ein etwa 50 kg schwerer, zwei Meter hoher Kleiderschrank transportiert werden sollte und erfuhr, dass sie zumindest für zwei Stunden bezahlen müsse und dann sei noch von einer Versicherung die Rede gewesen. Nach dem Gespräch habe sie mit Kosten von 50 bis 70 Euro für den Transport gerechnet, erzählt Frau N.
Drei statt zwei Arbeiter
Die Möbelpacker - nicht zwei, wie vereinbart, sondern drei - erschienen pünktlich, binnen einer Stunde war der Transport erledigt. Der dritte Mann arbeitete nicht mit, da Frau N. sich sofort bei der Firma beschwert und erklärt hatte, für ihn nicht zu bezahlen. Dann präsentierten die "umzugs-profis" die Rechnung über 113 Euro, die gleich zu bezahlen war. Dass eine Diskussion mit den Arbeitern zwecklos war, wurde Frau N. bald klar, denn sie hörte auf ihre Einwände nur, das sei alles so vorgesehen, das müsse er so machen, das sei immer so, das sei von der Firma so bestimmt und er könne das nicht ändern.
Beschwerde per E-Mail
Und so bezahlte sie die 113 Euro und unterschrieb, dass der Kasten ordnungsgemäß und unbeschädigt geliefert worden sei. Dann schrieb sie empört eine E-Mail an die Transportfirma und forderte – unter Hinweis auf die Preisangaben auf der Homepage – einen Teil des Geldes zurück. In der Rechnung schienen neben 48 Euro für 2 Mann plus LKW für 2 Stunden auch 30 Euro Versicherung für den gebrauchten Kleiderschrank, 15 Euro Stockwerke-Zuschlag und 20 Euro für die Verpackung auf. Bald nach ihrer Beschwerde sei die Homepage der "umzugs-profis" geändert worden, erzählt Frau N. Offensichtlich sei der Firma schon klar gewesen, dass da nicht alles richtig war. Aber sie hatte die Homepage fotografiert und hatte sozusagen das Angebot gesichert. Und das Foto habe sie auch mit ihrer E-Mail mitgeschickt, so Frau N.
Kein Geld zurück
Aber es gab kein Geld zurück und auch in der Stellungnahme an help bekräftigte die Firma "umzugs-profi", dass alles korrekt verrechnet worden sei. Wörtlich heißt es dort: "In unserer Stellungnahme an Frau N. erklärten wir, dass eine Rückerstattung des Betrages nicht möglich sei, da sie vor Ort den Betrag akzeptiert und mit ihrer Unterschrift dies auch bestätigt hat. Für ihren Umzug haben drei Mann gearbeitet."
Die Rechnung hätte daher eigentlich 149 Euro ausmachen müssen. Der Facharbeiter habe der Kundin aber nur einen Preis von 113 Euro verrechnet - so die Firma. Das sei ein Preisnachlass von 36 Euro, eine zusätzliche Rückerstattung sei auf keinen Fall möglich.
Auf Angaben verlassen
Nun kann Frau N. das ursprüngliche Angebot auf der Website der Transportfirma dank eines Fotos belegen – erklärt der help-Jurist Sebastian Schumacher: "Auch wenn es sich hier nur um eine Werbung im Internet handelt, so durfte sich die Konsumentin auf die Richtigkeit der Preisliste verlassen. Sie musste nicht damit rechnen, dass Zuschläge verrechnet werden."
Vor Gericht will sich Frau N. trotz guter Aussichten aber nicht mit den "umzugs-profis" streiten. Sie habe besseres zu tun und daher die Mehrkosten abgeschrieben, meint sie. Wer bei seinem Möbeltransport nicht von überzähligen Arbeitern, überteuerten Versicherungen, Stockwerk-Zuschlägen, sündteurem Verpackungsmaterial und was sich sonst noch an Zuschlägen erfinden lässt, überrascht werden will – für den hat der help-Jurist nur den einen Rat: "Wenn man bei Dienstleistungsangeboten auf Nummer Sicher gehen will, wäre es sinnvoll, vor der Beauftragung einen Kostenvoranschlag einzuholen."
Erstellt am 05.01.2013.