Standort: help.ORF.at / Meldung: "Länger frisch: Lebensmittel richtig lagern"

Frau nimmt verpacktes Fleisch aus dem Kühlschrank

Länger frisch: Lebensmittel richtig lagern

Die Haltbarkeit von Lebensmitteln hängt stark davon ab, wie man sie aufbewahrt. Mit der richtigen Lagerung sind viele Produkte erheblich länger verwendbar als auf den Verpackungen angegeben. Doch was soll in den Kühlschrank und was nicht? Help.ORF.at hat nachgefragt, was man beim Verstauen seines Einkaufs beachten sollte.

Gesundheit

In Deutschland wird derzeit über eine Abschaffung des Mindesthaltbarkeitsdatums diskutiert. Damit soll verhindert werden, dass Lebensmittel im Mist landen, obwohl sie eigentlich noch in Ordnung sind. Laut einer EU-Studie aus dem Jahr 2015 könnten bis zu 80 Prozent aller weggeworfenen Lebensmittel noch ohne Bedenken gegessen werden.

Mindesthaltbarkeitsdatum nur Qualitätsgarantie

Sendungshinweis

"Help", das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Österreich 1.

Für Verwirrung bei den Konsumenten sorgt vor allem der Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeitsdatum und Ablaufdatum. Laut einer EU-Umfrage glaubt knapp ein Viertel der Europäer, Mindesthaltbarkeit bedeutet, dass ein Produkt nach diesem Datum gar nicht mehr genießbar, also gesundheitsgefährdend sei.

Tatsächlich sagt das Mindesthaltbarkeitsdatum aber nur aus, dass bis zu diesem Zeitpunkt vom Hersteller die volle Qualität garantiert wird. Aussehen, Geruch, Geschmack und Konsistenz sind also am letzten Tag des Mindesthaltbarkeitsdatums ganz genau so wie am Tag des Kaufs. Über das Verderben sagt die Angabe nichts aus.

Ablaufdatum markiert Grenze der Genießbarkeit

Im Gegenteil dazu markiert das Ablaufdatum (wird auch als Verfallsdatum bezeichnet, erkennbar an der Formulierung: "zu verbrauchen bis") tatsächlich die Grenze, bis wann ein Produkt genießbar ist. Man findet es auf leicht verderblichen Lebensmitteln wie Fleisch, Wurst und Fisch. Ist die Frist verfallen, sollten diese nicht mehr gegessen werden.

"Es ist wichtig, dass der Konsument sich auf die Angaben auf der Verpackung verlassen kann. Aber der Kunde sollte auch wieder aktiver werden, was seine sensorischen Fähigkeiten anbelangt. Nicht alles, was ein paar Tage über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinausgeht, ist schon verdorben", so Wolfgang Kneifel, Leiter des Instituts für Lebensmittelwissenschaften an der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien.

Frau nimmt eine Milch aus dem Kühlregal
Das Mindesthaltbarkeitsdatum wird oft als Wegwerfdatum missverstanden

"Schauen, riechen, schmecken"

Bevor etwas Abgelaufenes weggeworfen wird, sollten Konsumenten es noch einmal selbst überprüfen. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern auch Geld. Dabei gilt die Reihenfolge: "Schauen, riechen, schmecken." Zuerst wird die Optik untersucht: Hat sich das Produkt verfärbt oder hat sich Schimmel gebildet? Wölbt sich der Deckel? Falls nicht, folgt der Geruchstest. Verläuft auch der unauffällig, darf gekostet werden. Schmeckt es normal, kann man davon ausgehen, dass es noch in Ordnung ist.

"Einmal habe ich mir mittags im Labor ein Joghurt aus dem Kühlraum genommen, um es zu essen. Es hat eigentlich ganz normal geschmeckt, vielleicht ein bisschen weniger aromatisch als sonst. Dann hab ich mir das Ablaufdatum angeschaut und gesehen, dass dieses Joghurt schon über ein Jahr im Labor gelagert war", erzählt Kneifel von seinen persönlichen Erfahrungen.

Vier bis sechs Grad im Kühlschrank optimal

Gerade Milchprodukte sind bei richtiger Kühlung weit länger haltbar als auf der Verpackung angegeben. Ganz generell ist die Einhaltung der Kühlkette das Um und Auf für einen möglichst langen Genuss. Die richtige Lagerung beginnt hier schon beim Transport des Einkaufs vom Supermarkt nach Hause. Dauert der Weg zum heimischen Kühlschrank länger als eine halbe Stunde, ist ein Kühlsackerl oder einer Kühltasche sinnvoll.

Initiative zu Umweltschutzthemen

Seit 2014 widmet sich die Initiative MUTTER ERDE jährlich einem konkreten Umweltschutzthema. 2014 stand das Thema „Wasser“ im Mittelpunkt, 2015 drehte sich alles um die Bienen, und 2016 geht es um Lebensmittelverschwendung. Die Initiative wird vom ORF und den führenden Umwelt- und Naturschutz-NGOs getragen.

Zu Hause angekommen, sollte der Einkauf rasch und originalverpackt im Kühlschrank verstaut werden. Hier komme es auf die richtige Temperatureinstellung an, erklärt der Lebensmittelexperte. Im Inneren des Kühlschranks sollten demnach idealerweise zwischen vier und sechs Grad herrschen. Für manche besonders lager-empfindliche Lebensmittel wie Fisch wäre sogar eine noch kühlere Einstellung besser. Ideal wären hier Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Was wohin im Kühlschrank?

Zwar hat jeder Kühlschrankhersteller eigene Empfehlungen, aber im Allgemeinen gilt: Lang haltbare Lebensmittel gehören in die oberen Fächer, Milchprodukte in die Mitte. Getränke, Eier, Butter und Saucen sind in den dafür vorgesehenen Türfächern gut aufgehoben. Für Fleisch, Wurst und Fischprodukte sind die kältesten Stellen im Kühlschrank - die Rückwand bzw. die unterste Glasplatte über dem Gemüsefach - reserviert.

Verpacktes Fleisch
Fleisch sollte im Kühlschrank nahe der Rückwand bzw. im untersten Regal aufbewahrt werden

Obst und Gemüse sollten aus der Folie ausgepackt und in den entsprechenden Laden im Kühlschrank verstaut werden. Belässt man es in der Verpackung, kann sich sonst Kondenswasser bilden, das die Keimbildung anregt und zur Schimmelbildung führen kann.

Streitfall: Kartoffel

Allerdings ist nicht jedes Obst oder Gemüse am besten im Kühlschrank aufgehoben. Hier gilt die Faustregel: Exotische Früchte lieben es warm, heimisches Obst und Gemüse mag es lieber kühl. Einige Sorten sollten außerdem getrennt voneinander aufbewahrt werden. Grund dafür ist das Reifegas Ethylen, das zum Beispiel von Äpfeln, Pfirsichen und Tomaten abgesondert wird und so andere Früchte schneller altern und verderben lässt.

Ein Streitfall unter Experten sind Kartoffeln. Richtig ist, dass sie es nicht zu kühl mögen, da sich sonst der Geschmack verändert. Optimal wären sieben bis zehn Grad - wie in Omas gutem alten Vorratskeller. So ein Plätzchen ist in Stadtwohnungen aber kaum zu finden. Zur Wahl stehen nur die viel zu warme Zimmertemperatur oder der etwas zu kalte Kühlschrank - beides möglich, aber nicht optimal.

Eier besser in den Kühlschrank

Bei manchen Lebensmitteln ist eine Kühlung nicht unbedingt nötig, aber trotzdem sinnvoll. Eier etwa werden zwar in vielen Ländern im Supermarkt nicht gekühlt, sondern ganz normal im Regal angeboten. In Österreich habe man sich hier für den sichersten Weg entschieden, so Boku-Experte Kneifel.

"Für die mikrobiologische Qualität ist die Lagerung im Kühlschrank sehr gut, denn Salmonellen - sofern sie vorhanden sind - können sich bei diesen Temperaturen nicht vermehren," so Kneifel. Würde man ein Ei bei Zimmertemperatur lagern, könnten sich eventuelle Salmonellen vermehren. "Macht man sich ein weiches Ei und erwischt eines mit Salmonellenbefall, spielt es sehr wohl eine Rolle, ob nur eine Salmonellenzelle im Ei ist oder es aufgrund der Warmlagerung vielleicht 100 oder 500 geworden sind," so der Lebensmittelexperte.

Tipp: Lieber öfter und weniger einkaufen

Aber auch die Haltbarkeit im Kühlschrank ist begrenzt. Länger halten Lebensmittel im Tiefkühler. "Bei einer Temperatur von weniger als minus 18 Grad sind die meisten Produkte meist recht lange haltbar", so Experte Kneifel. Gerichte mit höherem Fettanteil wie zum Beispiel ein selbst gekochtes Gulasch können tiefgefroren etwa ein Jahr gelagert werden. Rohes Fleisch und Obst und Gemüse sind tiefgekühlt bis zu zwei Jahre haltbar.

Auch wenn Großpackungen und Mengenrabatte im Supermarkt verlocken, sollten frische Lebensmittel möglichst nicht auf Vorrat gekauft werden, empfiehlt Experte Kneifel. "Ich empfehle, öfter einkaufen zu gehen, egal ob am Markt oder im Supermarkt, und eher kleine Mengen einzukaufen. Dann kommt man auch nicht in die Bredouille, dass man Lebensmittel wegwirft."

Beate Macura, help.ORF.at

Mehr zum Thema:

09.04.2016